Geschichte

Mittelalter

Die Geschichte des Ortes ist seit jeher eng mit der Fährverbindung über die Weser verbunden, die vermutlich seit dem 11. bzw 12. Jahrhundert besteht. In Zuge dieser Fährverbindung hat es wohl auch immer lose Ansammlungen von Kleinstsiedlungen, Fährschänken und Ländereien gegeben
Spätestens seit im 13.Jahrhundert die Orte Esemissen (Esenshamm) und Thiedolfestorp (Dedesdorf) zu Kirchengemeinden wurden und an Bedeutung gewannen ist es sehr wahrscheinlich, daß an diesem Ort eine Fährverbindung bestand.

1550 - 1900

(Ortschaften der Gemeinde Esenshamm)

Auszug aus der Topographisch-statistischen Beschreibung der Grafschaft Oldenburg von 1863

1550 wurde laut Oldenburger Chronik von 1862 mit der Eindeichung des Havendorfer Sandes begonnen. Im Jahre 1563 wird der Ort (damals noch unter den Namen „Havendorfer Sandt“ bzw. „Esenshammersiel“ bekannt) nochmals durch die Erwähnung eines „Fehrmannes vom Havendorfer Sandt“ nachweislich erwähnt. Zu dieser Zeit etwa wurde aus der Havendorfer Plate durch Eindeichungen, Siel- und Flußbettverlagerungen Weideland gewonnen, was dem Dorf einen erneuten Wachstumsschub gegeben haben dürfte. Wie man sich die Weser zu der Zeit vorstellen muss zeigt die Tatsache, dass frühe Fähren noch mit langen Stöckern vorwärts bewegt werden konnten.
Im frühen 17. Jahrhundert fand dann erstmals der Name „Kleinen Siel“ und später dann „Kleinensiel“ Einzug auf Landkarten und Dokumenten. Um 1780 dann verlagerte sich der Ortskern in Richtung der alten „Fehr Strasse“ (heutige Fährstrasse) und des alten Fährkruges von Edo Thomsen (1780-1836), an der sich heute die Gaststätte bzw. Pension „Deichkrone“ befindet. Zwischen 1800 und 1845 entstand dann mit Fördergeldern der oldenburgischen Regierung und eigenen Mitteln des Fährwirtes die erste brettbeschlagene Fähranlegestelle.
Aufgrund des immer stärker aufkommenden Dampfschiffverkehrs musste man sich in Kleinensiel auf den Viehtransport konzentrieren, der aber aufgrund der Nähe zur Stadt Nordenham mit ihren massiven Viehexporten nach England ab Mitte des 19. Jahrhunderts sehr lukrativ wurde. Von 1800 an bis zum Beginn des ersten Weltkrieges 1914 wurden außerdem größere Mengen Sand, Steine, Torf, Holz und Reet umgeschlagen, so siedelten sich zu der Zeit auch Lageristen, Holzbaustoffhändler und Handelsleute in Kleinensiel an, auch ein Zollhaus wurde nötig.
Als dann 1875 die Eisenbahnstrecke Hude-Blexen in Betrieb ging gewann der Ort Kleinensiel weiter an Bedeutung. Die Fähren passten ihre Fahrzeiten dem Zugfahrplan an, was den Personenverkehr über die Fähre wieder massiv boomen ließ. Außerdem entstand an den Gleisen eine große Viehrampe, welche in ihren Fundamenten noch heute erhalten ist. Ab 1884 fuhr nun auch die erste Dampffähre, ab 1885 sogar in regelmässigem Betrieb.

1900-heute

Im Jahre 1911 bekam Kleinensiel aufgrund seiner stetig wachsenden Bevölkerung eine eigene Schule, anfangs einklässig, später mehrklässig.
Im selben Jahr übernahm auch die deutsche Reichsbahn den Fährbetrieb, welcher fortan bis 1937 unter dem Namen „Eisenbahnfähre Kleinensiel-Dedesdorf“ betrieben wurde. Diese Fähre lief damals noch in den alten Kleinensieler Hafen im Esenshammer Sielaußentief ein, wo sie neben Kohle auch Passagiere und Waren an Bord nahm. Der Fährbetrieb begann morgens um 08:04 Uhr früh mit der Frühfähre ab Kleinensiel und endete mit der Spätfähre um 21:15 ab Dedesdorf. Zu allen Nichtfahrzeiten machte man damals an einem Anlegeponton mit Brücke direkt an der Weser fest. Die Überreste dieses Anlegepontons existieren noch heute nahe dem zuletzt benutzten Fähranleger. Diese Fähre wurde allerdings auch zeitweise für Vergnügungsfahrten (bis hin zur Bremer Schlachte) verchartert, auf denen es nach Überlieferung der Dorfältesten immer feucht-fröhlich zuging.
1928 dann kam es zur Gründung des „Bürgervereines Kleinensiels“ (plattdeutsch Borgervereen Lütjensiel), der Interessengemeinschaft der Kleinensieler Bürger. Dieser Verein bestimmt bis heute maßgebend die Aktivitäten im Ort.
1937 kam es zum nächsten technischen Entwicklungsschritt im Fährbetrieb. Ab sofort konnten auch PKW und kurze Zeit später auch LKW´s befördert werden. Durch den zweiten Weltkrieg blieb der Wachstumsschub allerdings dieses Mal aus.
Nach Ende des zweiten Weltkrieges wuchs das Dorf nun wieder stetig, wenn auch nicht im selben Ausmaß wie die umliegenden Ortschaften. Der Grund hierfür ist in der Tatsache zu sehen, dass sich keinerlei mittelständische, geschweige denn großindustrielle Unternehmen ansiedelten. So behielt der Ort seinen dörflichen, ländlichen Charakter lange Zeit bis heute.
Im Jahre 1974 kam dann für viele Kleinensieler die schmerzhafte Trennung von der Gemeinde Esenshamm im Zuge der Gebietsreform 74. Kleinensiel und seine Bürger hatten sich bis dahin immer in Richtung des Gemeindenachbarn Esenshamm orientiert und waren in den benachbarten Sportvereinen tätig.
Die letzte große Einwohnersteigerung erlebte Kleinensiel Ende der 70er-Jahre bis Mitte der 80er-Jahre und ist auf den Bau des Kernkraftwerkes Unterweser zurückzuführen. In dieser Zeit verdoppelte sich die Einwohnerzahl auf über 800 Einwohner.
Im Jahre 2004 kam dann mit der Eröffnung des Wesertunnels das Ende für die Fährverbindung „Kleinensiel-Dedesdorf“, welches auch diese beiden vorher befreundeten Ortschaften nahezu komplett voneinander trennte.